Produktion von Papier, das zu einer großen Papierrolle aufgerollt wird.

Papierlexikon II – Fachbegriffe aus der Industrie verständlich erklärt

Jeden Tag werden Unmengen an Papier produziert. Doch nur wenige Menschen sind mit dem gesamten Prozess der Papierherstellung vertraut – ganz zu schweigen von den Fachbegriffen, mit denen Papiertechnologen jeden Tag zu tun haben. Im zweiten Teil des großen Papierlexikons wollen wir Ihnen daher folgende Begriffe und Prozesse genauer erklären:

  • Was passiert beim Papier kalandrieren?
  • Was ist unter dem Begriff „synthetisches Papier“ zu verstehen?
  • Wofür steht Bleached Hardwood Kraft Pulp?
  • Was ist Industrieholz?

Alles über Papier: Was passiert beim Papier kalandrieren?

In diesem Eintrag unseres Papierlexikons geht es um das Kalandrieren von Papier. Das ist ein Prozess in der Papierherstellung. Hierbei führt der sogenannte Kalander (abgeleitet vom französischen Wort calandre, das übersetzt „Rolle“ bedeutet) das Papier durch ein System aus mehreren aufeinander angeordneten Walzen hindurch. Die Walzen bestehen meist aus Schalenhaftguss oder Stahl und sind beheizt und poliert. Das Kalandrieren verbessert die Oberflächeneigenschaften des Papiers, wie Glanz und Glätte bei gleichzeitiger Reduzierung der Papierdicke. Durch die Veränderung von Druck, Temperatur und Walzengeschwindigkeit lassen sich verschiedene Effekte auf der Papierbahn in der Maschine erzielen, zu denen zum Beispiel das Prägen, Glätten, Verdichten oder Satinieren gehören. Der Kalander kann sich außerhalb der Papiermaschine (offline) oder innerhalb, zwischen der Trockenpartie und der Aufrollung (online) befinden.

Unser Papier-ABC: Synthetisches Papier

Bei synthetischem Papier handelt es sich um eine flächige aus Chemiefasern bestehende Papiersorte, die meist aus Polyamid oder Polyester besteht. Die Bindung bei synthetischem Papier erfolgt während der Produktion durch die Zugabe von Bindemitteln. Im Gegensatz zu anderen Papiersorten sticht synthetisches Papier durch seine physikalischen Eigenschaften hervor. Das Papier ist wasserbeständig, langlebig und reißfest. Weiterhin ist es fettabstoßend sowie beständig gegenüber Temperaturen, den meisten Chemikalien und UV-Licht.

Aufgrund seiner Beschaffenheit ist das Papier für alle gängigen Druckverfahren und Drucktechniken geeignet. Auch für Präge- und Heißfoliendruck lässt es sich verwenden. Verschiedene Perforierungen und Bindetechniken sind ebenso möglich. Damit eröffnet sich eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten durch die vielseitige Bedruckbarkeit:

  • Poster- und Displaydruck
  • für Landkarten
  • als Grundlage für wichtige Dokumente

Anders als vielleicht gedacht, handelt es sich bei Thermopapier, das etwa für Thermorollen verwendet wird, nicht um synthetisches Papier. Hier besteht der Kern aus normalem Papier. Auf der Ober- und Unterseite des Kerns sind spezielle Schichten aufgetragen, die das Drucken im Thermoverfahren ermöglichen.

Papierlexikon: Bleached Hardwood Kraft Pulp (BHKP)?

Der Begriff Bleached Hardwood Kraft Pulp (kurz BHKP) bedeutet übersetzt gebleichter Hartholz-Kraftzellstoff. BHKP besteht aus einer Mischung von Harthölzern, meist Eiche und Gummibaum mit geringem Anteil an Kiefer. Der Zellstoff ist ein trockener Faserstoff, der sich chemisch oder maschinell herstellen lässt. Aufgrund seiner Steifigkeit und Bauschigkeit eignet sich Bleached Hardwood Kraft Pulp in der Papierindustrie zur Herstellung von Druck- und Schreibpapier.

Im Gegensatz dazu gibt es noch Zellstoff aus Weichholz, das Northern Bleached Kraft (kurz NBSK). Dieser besteht aus den langen und langsam wachsenden Fasern von Weichholzbäumen und stammt meist aus Kanada, Skandinavien oder Sibirien. Ein Vorteil des BHKP gegenüber dem NBSK ist, dass sich aus Hartholzzellstoff Papierprodukte mit einer gleichmäßigeren Struktur ergeben.

Papier-ABC: Industrieholz

In der Papierindustrie ist Holz zu 95 Prozent der Rohstoff für Papier. Die Grundlage bietet dafür das sogenannte Industrieholz. Dabei handelt es sich um Rohholz, welches die verarbeitenden Betriebe während des Herstellungsprozesses mechanisch verkleinern oder chemisch zerlegen. Nicht jedes Holz eignet sich allerdings für die Herstellung von Papier. Die Faserbildung und Härte des Holzes sind nämlich für die Wahl als Papierrohstoff relevant. Daher wird Industrieholz in vier Sortimente unterteilt:

  • Schleifholz (Papierholz)
  • Zelluloseholz
  • Plattenholz
  • Holzwolleholz

Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Kiefer oder Lärche gehören zu den meist verwendeten Hölzern. Sie besitzen eine längere Faserstruktur und sorgen so für eine höhere Festigkeit des Papieres. Laubhölzer wie Buche, Pappel, Birke und Eukalyptus kommen oft im Gemisch mit Nadelholzzellstoff zum Einsatz. Für die Wahl des Primärrohstoffes sind daher die Verfügbarkeit und die regionalen Gegebenheiten sowie die gewünschte Papierbeschaffenheit maßgebend. Die Anforderungen an das Papierholz sind streng und ergeben sich aus dem Produktionsprozess. Ob für die Produktion von Bonrollen oder als Bestandteil in Holzwolle – Die Herstellung des in den Papierfabriken benötigten Faserbreis kann nur einwandfrei gelingen, wenn die Länge, der Durchschnitt und die Qualität des Papierholzes den notwendigen Anforderungen entsprechen.

Alles über Papier: Sie haben noch nicht genug?

Mit unserem Papierlexikon wollen wir Ihnen einen tieferen Einblick in die Papierherstellung geben und verschiedene Papiersorten vorstellen. Um Sie so umfassend wie möglich zu informieren, haben wir auch einen ersten Teil dieser Reihe: Papierlexikon I. In diesem Artikel lernen Sie mehr zum Bleichverfahren, dem Begriff De-Inking oder dem Molekül Lignin. Viel Spaß beim Stöbern und Wissen auffrischen!

Bildquelle: ©iStock.com / hxdyl

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